„Lieber Herr Wolf, kommen Sie uns doch mal besuchen!“
Die Idee zu diesem ungewöhnlichen Besuchstermin entstand bei einem Landtagsbesuch im Frühjahr diesen Jahres. Eine Teilnehmerin berichtete, dass ihr Ehemann als Wachkomapatient im Pflegezentrum 365° lebe. „Kommen Sie uns doch mal dort besuchen und sehen Sie, wie engagiert und herzlich die Mitarbeiter dort sind!“ lautete die Einladung.
Am vergangenen Montag besuchte ich die Einrichtung und verband den Besuch mit einem Gespräch mit dem Geschäftsführer des Pflegezentrums, Herrn Ralf Mantei. Er führte mich im Anschluss durch die beiden Stationen und erläuterte das Konzept der Einrichtung. Bei dem Pflegezentrum 365° handelt es sich um eine Einrichtung für Langzeitbeamtmungs- und Wachkomapatienten. Die Idee zu dieser Einrichtung kam dem Geschäftsführer durch seine Arbeit als Krankenpfleger im ehemaligen Krankenhaus in Lennep. Was passiert mit den Patienten, die man erfolgreich durchgebracht hat? Welche Einrichtung kümmert sich in adäquater Weise um sie? Diese Fragen beschäftigten den gelernten Krankenpfleger, der sich im Laufe seines Berufslebens auf die Intensivpflege spezialisiert hat.
„Manchmal sitzen wir auch zwischen den Stühlen“
In dem Pflegezentrum versorgt eine Pflegekraft sechs bis sieben Patienten. Das Ziel der Einrichtung ist die Rehabilitation der Patienten. Durch dieses Selbstverständnis sitze man ein wenig zwischen den Stühlen zwischen Leistungen nach dem SGB XI („Altenheim“) und Leistungen nach dem SGB V (Bestimmungen zur Krankenversicherung). Als besonderes Projekt stellte Herr Mantei mir außerdem die neu eingerichteten Wohngemeinschaften für Kinder und Jugendliche vor. Ziel dieser Wohngemeinschaften sei eine Reintegration dieser Kinder in ihre Familien.
Die seit 1. Juli 2012 in NRW geltende Altenpflegumlage wirkt.
Beim anschließenden Rundgang kam auch das Thema Fachkräftemangel zur Sprache. Die Einrichtung habe in der Vergangenheit große Anstrengungen im Bereich der Ausbildung unternommen, weil im Pflegebereich so gut wie kein Personal zu finden war. Die vom Landtag im Dezember 2011 einstimmig beschlossene Altenpflegeumlage (APU) sei für die Einrichtung daher eine große Hilfe. Mit der Umlagefinanzierung werden künftig alle Pflegeinrichtungen an den Kosten der Ausbildung in der Altenpflege beteiligt. Dadurch wird auch ein Wettbewerbsnachteil für Einrichtungen, die ausbilden, beseitigt. Bisher konnten sie die Kosten für die Ausbildung nur über die Pflegesätze refinanzieren. Dadurch konnten Dienste und Einrichtungen, die nicht ausbilden, ihre Leistungen im Vergleich günstiger anbieten.
„Am Ende dieses zum Teil auch beklemmenden Einblicks in das besondere Schicksal von Komapatienten gilt mein Dank Herrn Mantei für die Zeit, die er sich genommen hat, und Frau Seeboth für die Anstoß gebende Idee.“
Weiterführende Informationen:
- Mehr Informationen erhalten Sie auf der Internetpräsenz der Einrichtung
www.365grad.net. - Mehr Informationen zur Altenpflegeumlage auf der Internetseite
des Ministeriums für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter
des Landes Nordrhein-Westfalen (MGEPA)