Metin Kaynak: Spannende Einblicke in die Arbeit eines Abgeordneten
Sechs Wochen begleitet der Jurastudent Metin Kaynak den Landtagsabgeordneten Sven Wolf im Landtag und im Wahlkreis. Er hat hier seine Eindrücke zusammengefasst:
„Während meines Praktikums bei Sven Wolf in seinem Düsseldorfer Landtagsbüro, durfte ich viele spannende Einblicke in die Arbeitsweise von Landtagsabgeordneten sammeln. Meine Tätigkeit war gezeichnet von sehr vielfältigen Aufgaben. An der Tagesordnung waren unter anderem Anhörungen von Experten zu tagesrelevanten Themen, wie zum Beispiel zu Gesetzentwürfen, und auch Ausschuss- und Plenarsitzungen, in denen entweder gemeinschaftlich beraten oder hitzig diskutiert wurde. Das waren alles völlig neue und interessante Erfahrungen für mich, die durchaus Lust auf mehr gemacht haben.
Besuch in der Justizvollzugsanstalt Lantin in Belgien
Ein ganz besonderer Eindruck, den ich so schnell nicht vergessen werde, war dabei der Besuch in der JVA Lantin in Belgien mit der Vollzugskommission, an dem ich am 19. September 2016 teilnehmen durfte. Da es mein erster Besuch in einem Gefängnis war, wusste ich nicht genau, was mich erwarten würde. Allerdings hatte ichgewisse wage Erwartungen, wie es dort etwa aussehen würde, wie das Essen schmecken und wie die Zellen der Häftlinge eingerichtet sein würden.
Vor Ort wurden wir von einem sehr freundlichen deutschsprachigen Beschäftigten der JVA empfangen, der uns nachher auch durch die Anstalt geführt hat. Zunächst gab es aber eine Fragerunde mit der Anstaltsleitung, in der wir einige interessante Informationen bezüglich der Bauart, der Kapazitäten, der Arbeitsangebote etc. erhalten haben. Viel spannender war jedoch die darauf folgende Führung. Gemeinsam haben wir die verschiedenen Abteilungen besichtigt, wobei es immer wieder zu Rückfragen und zu informativen Gesprächen kam. Was meine vorherigen Erwartungen betrifft, wurden manche bestätigt, wobei einige sich als nicht ganz zutreffend erwiesen haben. Zunächst waren die Flure heller und bunter, als ich es mir vorgestellt hatte. An den Wänden waren zum Beispiel teilweise Comics angemalt. Auch die Besuchsräume sahenanders aus als gedacht. Neben den gewöhnlichen Besuchsräumen gab es auch besondere Räume für Besuche von Partnern oder Kindern. Der Besuchsraum für Kinder war bunt gestaltet und mit Spielsachen ausgestattet. Die Besichtigung der Häftlingszellen verlief hingegenerwartungsgemäß. Die regulären Zellen waren relativ klein und spartanisch eingerichtet. Ebenso hatte ich die Mahlzeiten der Häftlinge in etwa so erwartet, wie ich es in Lantinvorgefunden habe.
Durch die Gänge fuhren während unserer Führung zur Mittagszeit Wagen mit verschiedenen, an Eintopf erinnernden, Gerichten für die Häftlinge. Am prägendsten waren für mich die Führungen durch zwei besondere Abteilungen – die für Sträflinge, die unter psychologischer Beobachtung stehen, und die für Sexual- und Disziplinarsträflinge. Die Zellen der Sträflinge unter psychologischer Beobachtung stehen in der Regel offen und haben lediglich ein Gitter als Trennung. Dies dient dazu, dass die Werter und das psychologische Personal schnell Probleme registrieren und darauf reagieren können. Aus diesem Grund hat man dort gelegentlich Geschrei aus den Zellen vernehmen können. Die Abteilung für die Sexual- und Disziplinarsträflinge befand sich auf der höchsten Etage der Anstalt. Ihnen ist der Kontakt mit den anderen Häftlingen untersagt. Dies bedeutet, dass sie den täglichen Hofgang nicht mit den anderen Häftlingen auf dem Hof verbringen können, sondern an einen alternativen Ort ausweichen müssen. Für die Sexual- und Disziplinarsträflinge befanden sich im Stockwerk ihrer Zellen weitere Zellen, die statt einer Außenwand ein Gitter besaßen und somit frische Luft herein ließen. Diese „Freiluftzellen“ waren kaum größer als eine normale Zelle und dienten als Ersatz für den Hofgang. Hier sieht man doch sehr deutlich, wie sehr die Inhaftierten tatsächlich in ihrer Freiheit beschränkt werden, und dass es unter Umständen sogar anstaltsintern zu weiteren Beschränkungen kommen kann.
Insgesamt war der Besuch in Lantin, sowie das gesamte Praktikum, sehr lehrreich und interessant für mich. Mir wurden Einblicke gewährt, die ich im Normalfall nicht hätte so problemlos erhalten können. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass ich Student der Rechtswissenschaften bin, bin ich mir sicher, dass sich mir diese Eindrücke in Zukunft als besonders hilfreich erweisen werden.“
Metin Kaynak wurde 1995 in Remscheid geboren und studiert derzeit Rechtswissenschaft an der Universität zu Köln.