Landesregierung lässt junge Menschen im Stich
Eine Expertenrunde wurde im heutigen Ausschuss für Gesundheit und Soziales des Landtags Nordrhein-Westfalen zur geplanten Abschaffung der Produktionsschulen angehört. Mit dabei war auch die Caritas, die in ihrer Stellungnahme Einzelfälle schilderte, warum auch ältere Jugendliche dringend auf eine solche Chance, noch einmal den Einstieg in die Berufsausbildung zu schaffen, angewiesen sind.
Beispiele waren eine an Borderline erkrankte Jugendliche, die nach der Produktionsschule einen Ausbildungsplatz als Malerin und Lackiererin bekam, oder ein 22-jähriger Jugendlicher, der dauerhaft die Schule versäumte und nur den Schulstoff bis zur 4. Klasse mitbekam, der aber schließlich eine Ausbildung im Bereich Garten- und Landschaftsbau machen konnte. Ich selbst habe in der Produktionsschule in Remscheid Jugendliche kennengelernt, die wieder Spaß an Bildung bekommen haben, die „Schulmüdigkeit“ überwinden konnten und sich jetzt gut vorstellen konnten, im Anschluss eine Ausbildung durchzuziehen und auch abzuschließen.
Anlässlich der Sachverständigenanhörung im Sozialausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags erklärt Lisa Kapteinat, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag NRW:
„Die Mitte-Rechts-Landesregierung aus CDU und FDP will das gute Förderangebot der Produktionsschulen abschaffen. Ohne Not wird hier ein System im Übergang Schule-Beruf zerstört, das sich in der Praxis hervorragend bewährt hat und mehr als 2.800 jungen Menschen – oftmals aus schwierigen Verhältnissen – eine Chance auf Ausbildung und Arbeit gibt. In den Produktionsschulen werden Lernen und Arbeiten innovativ miteinander verknüpft. Die Jugendlichen werden Schritt für Schritt, unter realen Bedingungen – mit echten Aufträgen und Kunden – an Ausbildung und Arbeit herangeführt.
Die Produktionsschulen sind daher ein Angebot, das viele Jugendliche erreicht hat, die wir sonst nicht erreicht hätten. Das von der Landesregierung geplante ,Werkstattjahr‘ ist keine Alternative. Die vorgesehene Altersbegrenzung auf 19 Jahre und die Nichtberücksichtigung des Jugendhilfeträgers grenzen beim ,Werkstattjahr‘ mehr als 1.000 Jugendliche aus, für die bisher die Produktionsschule die letzte Chance auf den Weg in einer beruflichen Ausbildung war.
Das unkluge Vorgehen der Mitte-Rechts-Regierung bei den Produktionsschulen ist ein weiterer Beleg dafür, dass CDU und FDP eine Koalition der sozialen Kälte und Ausgrenzung gebildet haben. Die Landesregierung lässt junge Menschen beim Übergang von Schule in Beruf im Stich!“