Respekt für die harte Arbeit! Meine Sommerpraktika
Mir ging es erstmal darum, Danke zu sagen und Respekt zu zeigen für die harte Arbeit, die uns alle entlastet und uns das Leben erleichtert. Dafür mache ich meine Touren durch Unternehmen im Sommer. Im Gegensatz zu einem kurzen Besuch in einer Einrichtung habe ich beim Praktikum auch mal Zeit, selbst mit anzupacken und ein Gespräch über den Arbeitsalltag zu führen. Solche Eindrücke bleiben mir stärker in Erinnerung. Das hilft, wenn wir dann später in Sitzungen über Entscheidungen beraten, die auch den Berufsalltag dieser Menschen betreffen.
Die Sitzungsfreie Zeit im Sommer habe ich genutzt, um bei verschiedenen Tagespraktika einen Blick hinter die Kulissen zu werfen: bei der Müllabfuhr der TBR, in der Evangelischen Stiftung Tannenhof und eigentlich wollte ich auch im Freibad helfen.
Ausgerechnet den heißesten Tag dieses Sommers hatten wir, Thomas Kutschaty, der Fraktionsvorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion, und ich uns ausgesucht, um bei den Technischen Betrieben Remscheid (TBR) auf einem Müllwagen mitzufahren. Am 25. Juli hieß es um 6.30 Uhr: Antreten und einkleiden. Dann ging es los.
Mein Job bestand darin, dem Kollegen der TBR zu helfen, die Mülltonnen an den Straßenrand bereitzustellen. Die weiteren Kollegen im Müllwagen folgten uns, um die Tonnen zu leeren. Der kollegiale Ton und die gute Stimmung unter den Männern in Orange – das ist mir sofort aufgefallen. Aber auch die Freundlichkeit, mit der uns viele Remscheider begegneten, bis hin zum Angebot: ‚Wollt ihr bei der Hitze nicht mal einen Schluck Wasser haben?‘. Ein echter Knochenjob, den ich auch noch einige Tage später am Muskelkater spürte. Bei unserem Weg durch die Stadtteile in Remscheid sagte mir der Kollege von der TBR, er könne sich heute nicht mehr vorstellen jeden Tag in einer Werkhalle zu stehen und zu arbeiten. Den ganzen Tag – natürlich auch bei schlechtem Wetter – an der frischen Luft, das sei ein toller Arbeitsplatz.
Bedrückender waren die Eindrücke, die ich aus der psychiatrischen Klinik Stiftung Tannenhof mitgenommen habe. Nach der Begrüßung durch Dietmar Volk, den kaufmännischen Leiter der Einrichtung, ging es zur Visite durch die geschlossene Abteilung mit der Pflegeleitung. Nach den vielen verschiedenen Patienten mit teilweise multiplen Krankheitsbildern brauchte ich erst einmal das Gespräch mit dem Stationsteam, um die Eindrücke einzuordnen. Denn nur die kurzen Momentaufnahmen aus den Gesprächen der Visite boten teilweise kaum Hoffnung. Das konnten die Ärzte und Pfleger aber relativieren, wenn sie deutlich machten, welche Fortschritte mancher Patient bereits gemacht hat.
Auf der zweiten Station konnte ich erleben, welche große Herausforderung auf jeder einzelnen Pflegekraft liegt. Die Patienten werden dort jeweils einem Bezugsbetreuer zugeordnet, der vom Alter, Geschlecht oder seiner beruflichen Erfahrung gut zum Patienten passt. Im Gegensatz zu der Pflege in Krankenhäusern oder Altenheimen besteht der Hauptteil der Arbeit aus der betreuerischen Behandlungspflege und der genauen Dokumentation der Stimmung und Gesprächen mit den Patienten. Grundpflege, das heißt waschen und anziehen, können die Patienten sich meist selbst.
Die größte Herausforderung ist es, die vielen Einzelschicksale, die einem als Pfleger, Arzt, Therapeut oder Sozialarbeiter begegnen, nicht mit nach Hause zu nehmen. Darauf wird auf den jeweiligen Stationen ein besonderer Wert gelegt. Der Stationsleiter berichtete mir aber auch, dass sich die Einstellung und Haltung in den psychiatrischen Kliniken in den vergangenen Jahrzehnten deutlich geändert haben. Galt früher noch ein ‚hartes Regiment‘ stehen heute Wertschätzung und der Umgang auf Augenhöhe mit den Patienten im Vordergrund.
Für‘s letzte Praktikum hatte ich mir eigentlich einen tollen Sommertag am 23.08. ausgesucht. Die Wettervorhersage versprach einen heißen Sommertag. Ideal fürs Freibad. Leider machte die Technik einen Strich durch die Rechnungen. Denn einen Tag zuvor musste die Stadt Remscheid mitteilen, dass die Badesaison im Freibad Eschbachtal vorzeitig beendet werde. Stattdessen erläuterte mir Stadtdirektor Sven Wiertz vor Ort, was nun geplant sei, um das Bad für die kommende Sommerzeit wieder fit zu machen. Das wird aber wohl nicht genügen, daher hatte die SPD-Ratsfraktion bereits Anfang August einen Antrag auf den Weg gebracht, um eine vollständiges Konzept zu erarbeiten. Dazu muss eine neue, nachhaltige Technik und moderne und frische Gestaltung geben, damit das älteste Freibad Deutschlands auch in den nächsten Jahrzehnten zehntausenden Gästen jedes Jahr einen tollen Sommer ermöglicht.