Wenn wir Kultur erhalten wollen…müssen wir mehr tun
Die erforderliche Hilfe wird den Betroffenen seitens der CDU geführten Landesregierung verweigert. Zu unklare und zu knapp bemessene Soforthilfen und daraufhin folgend die Verweigerung finanzieller Hilfen, die über die dreimonatige Frist bis einschließlich Ende Mai hinausreichen. Selbst der vereinfachte Zugang zur Beantragung von Hartz IV brachte Irritationen und Leistungsempfänger um weitere Künstlerhilfen.
Foto: Rudy and Peter Skitterians (Pixabay)
Corona zeigt uns, wie wichtig Kultur ist‘ betitelt Karl Heinz Humpert (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Weiterbildung sein Fazit zur Situation der Kultur in pandemischen Zeiten in einem Interview mit dem Remscheider General Anzeiger und gibt sein Fazit zur aktuellen Lage der Kulturszene in Remscheid auch in der BM.
Volker Leitzbach, Mitglied der SPD im Kulturausschuss: „Wenn dem so ist, dann müssen wir der Kultur das aber auch deutlich machen und entschieden mehr und vor allem das Richtige für ihren Erhalt tun!
Die Situation der lokalen Kulturszene stellt sich weitaus dramatischer dar, als seitens der CDU beschrieben und erneut wird kein Licht auf viele Bereiche dessen geworfen, was und wen wir zur freien Kulturszene Remscheids zählen. Thematisiert wird nur, wie es aktuell um die großen Institutionen der sogenannten freien Kultur Szene bestellt ist. Diese müssen aber gar nicht so sehr dank vielseitiger finanzieller Unterstützung und regionaler, wie überregionaler (Projekt-) Förderung um ihre Existenzen bangen. Humperts Ansinnen, Solo Kulturschaffenden, Vereinen oder freien Veranstaltern Gelder wegzunehmen, um die finanziell bereits unterstützten oder seitens der Inhaber bereits finanziell den Umständen entsprechend gut aufgestellt in die Zukunft blickenden Einrichtungen weiter zu fördern, sind der Gipfel mangelnden Weitblicks, Verständnisses und Kenntnis der Situation in der freien Kulturszene sowie Einfühlungsvermögens der als Personen und ihren Familien an der Klippe zum Verlust ihrer Existenzen stehenden Kulturschaffenden.
Dank der genialen Initiative von Kulturverwaltung und des Teams des Teo Otto Theaters, eine verkleinerte, den aktuellen Anforderungen für einen genehmigten Spielbetrieb mit bis zu 100 Besuchern angepasste Bühne der freien Szene zur Verfügung zu stellen und die Einnahmen den Veranstaltern zugutekommen zu lassen, werden diese (zumindest bis Ende der geplanten Spielzeit) auf einen guten Überlebensweg durch die Krise gebracht.
Das Teo Otto Theater und auch die Spielorte der freien Szene sind dank der engagierten Begleitung der Kulturverwaltung den Umständen entsprechend gut aufgestellt und Kürzungen oder nicht Auszahlungen zugesagter finanzieller Mittel wird es nicht geben.
Völlig anders sieht es jedoch für den Teil der freien Szene aus, über den im Interview nicht ein Wort verloren wird, nennen wir sie mal die andere Seite, das freie Herzstück der lokalen Szene, die freien Kulturschaffenden.
Es sind die zahlreichen Solokünstler, vom Zauberer, Maler, Fotografen, Puppenspieler, Filmemacher, Comedian, Slammer, Tänzer, Autor, Musiker, bildenden und darstellenden Künstler oder DJ, bis hin zum Veranstaltungstechniker, veranstaltenden Gastronom sowie Event Manager. Die Liste beinhaltet mit Gewissheit auch immer die weibliche Form des jeweiligen künstlerischen Berufes, jedoch sicher nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Ihre Situation wird in Humperts ‚Sachstandsbericht‘ ausgespart. Ein kommunaler Kulturfonds kann hier genauso wenig helfen, wie die Aussage, ‚sich Gedanken über eine Hilfe für diese Künstler machen zu müssen‘.“
Sven Wolf, SPD-Landtagsabgeordneter ergänzend: „Die erforderliche Hilfe wird den Betroffenen seitens der CDU geführten Landesregierung verweigert. Nach dem Schüren existenzieller Ängste durch unklare und zu knapp bemessene Soforthilfen und der daraufhin folgenden Verweigerung finanzieller Hilfen, die über die dreimonatige Frist bis einschließlich Ende Mai hinausreichen. Selbst der vereinfachte Zugang zur Beantragung von Hartz 4 brachte Irritationen und Leistungsempfänger um weitere Künstlerhilfen“
Volker Leitzbach weiter: „Remscheider Kunstschaffende haben Familien, die sie ernähren müssen, manche werden vor 2021 nicht wieder auf nationaler oder internationaler Ebene arbeiten können.
Wollen wir, dass die Kunst nach der Krise nicht schweigt, dann dürfen wir nicht lamentieren, sondern Land und Bund müssen den Kunstschaffenden das Leben retten! Künstler wollen aber nicht bloße Almosen, sie wollen arbeiten.
Deshalb müssen wir vorbereitet sein, wenn die nächsten Lockerungen auch der Kulturszene wieder etwas Luft verschaffen kann.
Wir haben mit der Bühne im Stadtpark eine adäquate Bühne mit bestuhlter und erweiterbarer Sitz-Fläche, sowie einer weitläufigen Wiesen-Freifläche. Veranstaltungen für Kinder und Familien wären dort unter Wahrung erforderlicher Distanzen zu veranstalten.
Hinzu kommt, dass wir eine Urlaubs-Hochzeit verbringen werden, in denen die Bürgerinnen und Bürger über jedes kulturelle Angebot erfreut sein werden. Hierzu eignen sich insbesondere unsere Open-Air Bühnen. Und veranstalten müssen wir selbst, damit Gagen und Honorare in die Hände der Remscheider Szene gelangen und nicht irgendwelcher kommerzieller Anbieter. Wir müssen seitens Verwaltung und Politik die Etats freigeben, die für kulturelle Veranstaltungen unter städtischer Regie oder mit kommunalen und freien Fördermitteln für lokale Veranstaltungen vorgesehen waren.
Vereine spielen eine große Rolle im Konzept für kulturellen Bildung. Sie spielen diese Rolle aber nicht in voller Güte, wenn wir sie im Teo Otto Theater veranstalten lassen, sie erfüllen diese Aufgaben in ihren Quartieren. Damit dies erfolgen kann, müssen wir nicht nur Sportvereine stützen, wir müssen auch diejenigen Vereine handlungsfähig halten, die eine wichtige Säule in unserem kulturellen Gefüge ausmachen.“