Glücksspielhochburg NRW – Landesregierung mit gespaltener Zung
In NRW gibt es knapp 2.500 registrierte legale Spielhallen. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage „Glücksspielsucht: Verzockt! Setzt die Landesregierung die Gesundheit der Menschen aufs Spiel?“ (LT-Drs. 18/11228) der SPD-Fraktion hervor. Glücksspielhochburgen sind demnach Köln (136), Dortmund (99) und Duisburg (96).
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In der Antwort weist die Landesregierung zudem darauf hin, dass ein Großteil der Einnahmen im Automatenspiel auf Menschen mit problematischem Glücksspiel zurückzuführen ist. Hierzu erklären Rodion Bakum, Gesundheits- und Suchtexperte, sowie Sven Wolf, Sprecher im Hauptausschuss des Landtags NRW:
Rodion Bakum:
„Das ist alles eine sehr besorgniserregende Entwicklung. Bis zu 80 Prozent der Geldverluste werden Expertenangaben zufolge von Personen mit problematischem und pathologischem Spielverhalten verursacht. Für die schwarz-grüne Landesregierung ist das aber weiterhin kein Anlass zur stärkeren Regulierung. Sie spricht vielmehr mit gespaltener Zunge. Auf der einen Seite behauptet sie, sich für weitere Beschränkungen stark zu machen, auf der anderen hat sie beim letzten Staatsvertrag das Glücksspiel massiv gelockert. Während es zudem immer mehr Menschen mit Suchterkrankungen gibt, kürzen CDU und Grüne die Mittel für psychiatrische Präventionsarbeit im Haushalt 2025 um 50 Prozent. Gleichzeitig sind jedoch die Steuereinnahmen durch das Glücksspiel im Laufe der vergangenen Jahre immer wieder angestiegen. Das ist schon ziemlich bigott.“
Sven Wolf:
„Fakt ist: Die jetzige Abstandsregelung ist viel zu großzügig. Die starke Präsenz der Spielhallen insbesondere in verdichteten Ballungsgebieten wie Köln, Dortmund oder Duisburg verleitet vor allem Menschen mit Suchterkrankungen viel zu intensiv zum Glücksspiel. Hinzu kommen die ausgesprochen langen Öffnungszeiten wie auch die unzureichenden Kontrollen. So soll es Branchen-Insidern zufolge immer wieder auch dazu kommen, dass nachts die ,Hintertüren‘ geöffnet werden. Die Landesregierung nimmt das bisher alles billigend in Kauf. Wenn sie ihren Worten Wahrheitsgehalt verschaffen will, muss sie die zuletzt veranlassten Lockerungen wieder rückgängig machen und für mehr Kontrollinstrumente sorgen.“